Tylars 2. Geburtstag feiern wir bei uns zu Hause, in seinem neuen Zuhause. Auf Tylar prasseln viele Reize ein, die er durch Aktivität zu verarbeiten versucht – alles wahrnehmbare Anzeichen für ein besonderes Verhalten, für eine starke Einschränkung und Steuerung seiner Wahrnehmung. Zum damaligen Zeitpunkt bin ich jedoch nicht bereit, irgendetwas anderes als das Kind, das bald zu mir gehören wird, zu sehen. Mit meiner damaligen Naivität denke ich, das Liebe, Verständnis und Struktur schon alles richten werden. Der Gedanke einer möglichen lebenslangen, schweren Beeinträchtigung ist nicht einmal in Ansätzen vorhanden.
In der Anbahnungsphase schreibe ich von ausgeglichenen und entspannten Tagen; schnell ändert sich diese Wahrnehmung. Tylars Einzug erfolgt Ende Juni 2014. Was für eine unvorstellbare Veränderung für so ein kleines Menschenkind und für mich. Tylar wirkt oftmals aufgedreht, überreizt. In den Nächten ist er im Stundenrhythmus wach… um 0:30 scheint er zu schlafen. Ich leider nicht, ich bin hellwach.
Nicht nur er, sondern auch ich wirken tagsüber übermüdet und unausgeglichen. Soweit alles noch im Normbereich nach so einer riesengroßen Veränderung im Leben. Die gewohnte Umgebung, die Routinen sind weg, einfach weg und Neues tritt an ihre Stelle. Das dauert, kostet Zeit und viel, viel Energie. Rückschritte sind vorprogrammiert. Dieser Punkt war mir vor Tylars Einzug bewusst, dass er jedoch in der Folgezeit den Großteil des Tages aufgedreht, wenig zu beruhigen und so gut wie gar nicht verbal erreichbar ist, das war mir nicht bewusst.