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Weitere Angebote der Gemeinden und Städte

Teilnahme von Kindern mit FASD an den Angeboten der Gemeinde/der Stadt

Ich bin immer wieder überrascht, wie viele Freizeitangebote es in den Ferien, und auch an Nachmittagen oder Wochenenden von unserer Stadt aus gibt.

Aus diesen Angeboten fallen Kinder mit FASD nur leider häufig raus. 

Beispiel:

Ich bin mir darüber im Klaren, dass unser Pflegesohn massive Verhaltensauffälligkeiten aufweist. Ich würde ihn niemals ohne eine Begleitperson und ohne vorherige Absprache zu irgendeinem Freizeitangebot schicken. Es ist uns wichtig, im Vorfeld Tylars Beeinträchtigung offen darzulegen. Diese Offenheit stellt sich manchmal als großes Hindernis dar. Es fällt und es steht alles mit dem Engagement der einzelnen MitarbeiterInnen. So haben wir in den vergangenen Jahren viele positive Erfahrungen machen dürfen, aber leider auch sehr überraschend negative.

Der Begriff der Inklusion scheint bei einigen Menschen noch nicht angekommen zu sein, leider auch bei Menschen, die entsprechende Funktionen ausüben. So wurde im Sommer 2020 eine Sommerschule in unserer Gemeinde angeboten. Soweit ich weiß, ein deutschlandweites Projekt auf Grund des starken Schulausfalls wegen des coronabedingten Lockdowns. Ich sprach telefonisch mit der verantwortlichen Person und erörterte mit ihr Tylars Beeinträchtigung und das er ggf. eine Einzelbetreuung benötigen wird. Wenn es notwendig ist, werden wir diese stellen.

Nach einiger Zeit erreichte mich ihre Nachricht, dass sie sich sehr über unsere Anfrage gefreut habe, aber die Gruppengröße nicht mit Tylar kompatibel sei und sie uns daher leider absagen müsse.

Prinzipiell könnte ich das vielleicht akzeptieren, aber da es sich in gewissen Maße ja um ein Schulangebot handelte und Tylar doch die gleichen Möglichkeiten wie jedes nicht beeinträchtigte Kind haben müsse, rief ich beim Bildungsministerium unseres Bundeslandes an. Ich schilderte den Sachverhalt und verwies explizit auf die gesetzlich verankerte Inklusion.

Der Herr am anderen Ende konnte nicht glauben, was er da hörte und versicherte mir, dass es sowohl eine Möglichkeit bzgl. der Räumlichkeiten, einer notwendigen Einzelbetreuung sowie der „richtigen“ Gruppengröße geben wird. Ich fragte an, ob ich dies schriftlich erhalten könne, was er verneinte, mit dem Hinweis, dass er sich persönlich darum kümmern würde. 

Ich erhielt von seiner Seite folgende Mail:

„Sehr geehrte Frau […],

herzlichen Dank für Ihre Anfrage, die ich nach einem Gespräch mit der Gemeinde […]  wie folgt beantworten möchte: Die Gemeinde organisiert die Kursangebote und die Gruppenbildung in der Sommerschule. Sie wird dafür Sorge tragen, dass für Ihren Pflegesohn eine adäquate Betreuung in einer der zu bildenden Gruppen sichergestellt werden kann. Die zuständige Abteilungsleiterin hat zugesagt, Sie im Laufe des Tages entsprechend zu informieren.

Mit freundlichen Grüßen

Keine Stunde später erhielt ich einen Anruf unserer Gemeinde, verbunden mit der positiven Mitteilung, dass Tylar selbstverständlich an der Sommerschule teilnehmen könne. 

Tylar ging hin und verbrachte eine positive Zeit. Er erfuhr eine schulische Förderung sowie soziale Kontakte zu sogenannten regelentwickelten Kindern, was er sehr genoss.

Ja, wir haben uns mal wieder durchgesetzt, ich verstehe nur nicht, warum das immer wieder notwendig ist, es kostet Zeit und Kraft und Energie und ich wünsche mir einfach einen anderen Umgang. Wir haben genug Probleme und nervenaufreibende Zeiten, wir benötigen keinen vermeidbaren Stress und Unverständnis sowie Unwissenheit der Umgebung.

Glücklicherweise haben wir auch viele positive Erfahrungen gemacht. Das Jugendzentrum unserer Gemeinde versucht Inklusion umzusetzen und mit vorheriger Absprache hat Tylar bereits an mehreren Angeboten teilnehmen können und dort eine positive Zeit verlebt.