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Kann Sport den Betroffenen helfen?

Sportangebote

Da viele Kinder mit FASD hyperaktiv sind, profitieren sie von sportlichen Aktivitäten und dem dort(!) bestehenden Regelwerk. Einen Sportverein zu finden, ist meist nicht einfach, da viele Trainer nicht auf die Besonderheiten dieser Kinder vorbereitet sind. Trainer vermittelt Teamwork und Fertigkeiten in der jeweiligen Sportart, der Umgang mit FASD-Kindern sprengt verständlicherweise den Rahmen. 

Sind Kinder mit FASD an Sportangeboten angebunden, ist dies ein großer Gewinn. Die Kinder können sich auspowern und die Pflegeeltern können kurz durchatmen. Vor allem können sich die Kinder als Teil der Gemeinschaft wahrnehmen und Erfolgserlebnisse verspüren.

Welche Sportart geeignet ist, muss jeder für sich selbst herausfinden. Es hängt von den Fähigkeiten des Kindes ab, sicher spielt auch eine Favourisierung der Eltern eine Rolle und vor allem die Verfügbarkeit eines Sportvereins.

Beispiel:

Wir haben sehr lange nach einem geeigneten Sportangebot gesucht. Aus lauter Verzweiflung nahmen wir Sportangebote wahr, die wahrscheinlich von vorne herein zum Scheitern verurteilt waren. Wir meldeten Tylar zum Fußball an, da er ein sehr gutes Ballgefühl aufwies. Er war auch schnell in der Gruppe drinnen und dann wieder draußen. Sein erklärtes Ziel schien zu sein, sich den Ball zu erkämpfen und dann so weit wie möglich von den anderen Kindern wegzulaufen. Er fand das überaus komisch, war es ja auch irgendwie. Die anderen Kinder hatten allerdings nicht ganz so viel Spaß wie er und nach anfänglicher, sehr großer Toleranz wurden wir schnell mit der Bitte konfrontiert, mit unserem Kind dem Training fernzubleiben.

Als Nächstes versuchten wir einen asiatischen Kampfsport, da dies das einzige mögliche Angebot in unserer Nähe war. Die Trainer waren sehr optimistisch und hörten leider nicht zu. Solche Kinder hätten sie schon oft gehabt, nach wenigen Trainingsstunden hätte es dann gut funktioniert. Meine „Abers“ wurden nicht ernst genommen. Wir versuchten es und sahen, auch nach vielen Trainingsstunden, überaus überforderte Trainer. Meine Erklärungen wurden weiterhin abgetan. Auf meine Initiative hin, wurde das Training für Tylar verkürzt. Meine Hoffnung war, dass er einen kürzeren Zeitraum lang, sich vielleicht besser konzentrieren könnte. Es half nichts und wir traten aus dem Verein aus. Ich schrieb den Trainern eine Nachricht, in der ich Ihnen meine Kündigung mitteilte und mich für ihre Mühe bedankte.

Ihre Rückmeldung war bezeichnend für viele bereits erlebte Rückschläge: „Wir haben uns unterhalten und sind zu dem Ergebnis gekommen, dass Tylar erst einmal eine auf ihn zugeschnittene Einzeltherapie braucht. Von dort so denken wir ist eine Überführung in Gruppen möglich. Jetzt, in diesem noch jungen Alter überfordert es ihn noch. Da musste man sich an einen professionellen Therapeuten wenden. Adressen sind sicher beim Jugendamt zu bekommen. […] Tylar kann aber jederzeit nach erfolgreicher Therapie wieder zu uns kommen. BITTE schämen Sie sich nicht!!!. Ich soll mich also nicht schämen? Na das ist ja schon einmal ein Angebot!! Den Rest lasse ich einfach mal kommentarlos stehen…

Inzwischen geht Tylar einmal wöchentlich zum inklusiven Lauftraining der WSG Wäller Sportgemeinschaft in Bad Marienberg. Auch nach zwei Jahren ist er eines der auffälligsten, wenn nicht das auffälligste Kind beim Training. Er wird eins-zu-eins betreut, was relativ gut funktioniert. Alleine ist er oftmals „verloren“ und weiß nicht, was er machen soll. Daraufhin beginnt er, den Trainingsablauf massiv zu stören. Tylar erlebt im Verein Erfolgserlebnisse. Er nimmt an Wettkämpfen teil und gewinnt manchmal eine Medaille. An anderen Tagen läuft er als Vorletzter los, überholt alle anderen, um dann stehen zu bleiben und die anderen Läufer in Gespräche zu verwickeln. Diesen Verein mit samt seinem Engagement können wir nur weiterempfehlen.

Weiterhin können wir aus eigener Erfahrung das Sportangebot der Bewegungsschule MoBIS in Siegen empfehlen. Unser Pflegesohn hat dort mit einem guten Betreuungsschlüssel eine motorische Förderung seiner Fähigkeiten erfahren. Die Diagnose FASD war den MitarbeiterInnen bekannt und darauf aufbauend wurde mit Tylar gearbeitet. Auch hier war und ist er eines der auffälligsten Kinder. Die Konsequenz mit der gearbeitet wird, ist immer wieder positiv zu beobachten. Dieses Angebot wurde auf unseren Antrag hin, von der Krankenkasse finanziert.