Wir stehen immer wieder vor schwierigen Entscheidungen…Tylars innerfamiliäre Verhaltensweisen sind teilweise kaum auszuhalten. Er ist inzwischen fast 12 Jahre alt und definitiv in der in Pubertät. Sicher keine leichte Zeit für ihn und ebenso wenig für uns. Sein Aggressionspotential ist stark gestiegen, gegenüber uns, seinen Eltern, genauso wie gegenüber seinem jüngeren Pflegebruder. Wenn er morgens aufsteht, gibt es zunächst lauthals Geschrei, er beginnt uns, aber vor allem seinen Bruder aufs übelste zu Beschimpfen, teilweise verbunden mit körperlicher Beteiligung.

Im Januar 2024 hatten wir einen Termin in der Tagesklinik Walstedde bei Dr. Feldmann. Die Aussage der Fachleute beinhaltete eine massive Erhöhung seiner Medikation. Nun erhält er bereits seit 6 Jahren starke Psychopharmaka, dadurch waren wir nicht unbedingt angetan von dem Gedanken einer weiteren Erhöhung. Niemand kann sagen, welche Nebenwirkungen und Langzeitfolgen diese Medikamente auf einen kindlichen Organismus haben. Wir haben uns mit unserer Kinderpsychiaterin besprochen, die sagt, dass wir mit der vorgeschlagenen Dosis weit über der normalen Vergabe liegen, tja „normal“ ist bei uns halt leider gar nichts. Sie ist eine phantastische Ärztin, die uns jahrelang sehr gut begleitet hat und sie sieht die Notwendigkeit einer Veränderung und geht mit unserer Entscheidung mit, nur darf sie als niedergelassene Psychiaterin diese Dosierung nicht mehr verschreiben. Also stehen wir da und fragen uns, was tun….eine Medikamentenerhöhung und dafür keine ortsnahe Begleitung mehr oder die Situation weiter aushalten?? Keine einfache Entscheidung, aber „einfach“ gibt es bei uns wohl nicht.

Inzwischen haben wir uns, zum Wohle unserer Familie, für eine Erhöhung entschieden und siehe da, es hat eine Wirkung gezeigt…Tylar erhält jetzt eine höhere Dosierung sowie eine zusätzliche Nachtmedikation und steht morgens entspannter auf, weniger Ausrater, weniger verbale Entgleisungen, weniger körperliche Überschreitungen. Ich bin immer noch nicht glücklich mit die Situation und ich möchte mit keiner Silbe vermitteln, dass Medikamente bzw. deren Erhöhung eine super Sache sind, nur inzwischen bin ich soweit, dass ich sehe, dass ihm mit einer veränderten Medikation mehr geholfen ist, als wenn wir sagen, es geht nicht mehr und er in eine Intensivgruppe wechseln muss.

Wir sind sorgeberechtigt, wir dürfen rein rechtlich betrachtet, diese Entscheidung fällen, aber manchmal ist es einfach nur unfassbar schwierig….